2011 Toast To The Lassies

Klaus Dahlgrün, 2011

Dear Lassies – Liebe Mädels, Ihr Schönsten der Vogtei Uttensen!

Ja Mädels, ihr habt Euch nicht verhört : Lassies“ wurde erstmals 1725 regional als Synonym  für „junge unverführte Dinger“ gebraucht. Und so sehe ich Euch selbstverständlich vor meinem geistigen Auge. Aus meiner Werdung als Naturwissenschaftler und Hobby-Verhaltensforscher mit einer Lizenz zum Jagen.. der Region Hannover, Untere Jagdbehörde… darf ich Euch heute die diesjährige Lobhudelei im Kontext  Robert Burns` antragen. Ich versuche im Folgenden einen analytischen Spagat zwischen Poesie, Verhaltensforschung und Evolution!

Wir schreiben das Jahr 1783, und verlassen den Dunstkreis von Alloway, den der Vorjahresredner Bernie O´Horlbeck wegen der dortigen Trunkenbolde scheinbar so schätzt. Unser junger Dichter ist nach Mauchline übergesiedelt – übrigens eine ähnliche Entfernung wie zwischen Ohof und Hänigsen. In jenen Jahren war Mauchline für Robert Burns Schaubühne des gesellschaftlichen Lebens und natürlich auch neues Jagdrevier, wie er in folgendem Liede andeutet :

The Belles of Mauchline – Die Schönen von Mauchline

In Mauchline da wohnen, sechs hübsche Personen,
Der Stolz ihrer Stadt und der Nachbarschaft all;
Das macht die Toilette ! Von London ich wette,
Auch wohl von Paris kam der Flitterstaat all.

 

Miss Miller ist prangend, Miss Markland verlangend,
Miss Smiths, die hat Witz und Miss Betty hat Geist;
Miss Morton ist rührend, durch Reichtum verführend,
Doch Annie ist die, die mir Liebe beweist.

Dieses Liedchen bedarf  eigentlich keiner weiteren Interpretation, wäre da nicht die „verlangende Miss Markland“ erwähnt worden. Burns hat Miss Jean Markland seinem Freunde James Findlay vorgestellt. Und eine weitere Poesie gibt Aufschluss über die Anbahnung einer Beziehung: Es handelt also von „Miss Markland“ und  Burns bestem Freund, dem Finanzbeamten James Findlay – also schon von Berufs wegen völlig unverdächtig. Das Lied heißt:

Wha Is That At My Bower-Door – Was ist da an meiner Kammertür

Nach der bekannten Melodie : Lass, an come near thee. – „Mädel komme ich nahe dir.“

Der Text geht in der Übersetzung ungefähr so:

Nun, wer klopft an meine Tür?

Ich, mein Schatz! sprach Findlay.

Geh‘ nach Haus! was treibst du hier?

Gutes nur! sprach Findlay.

Wie ein Räuber schleichst du doch!

Räub‘ auch gern! sprach Findlay.

Treibst vor Morgen Unfug noch.

Allerdings! sprach Findlay.

 

Ständ‘ ich auf und liess‘ dich ein,

Laß mich ein! sprach Findlay.

Schlief‘ ich wohl nicht wieder ein!

Kann wohl sein! sprach Findlay.

Wärst du bei mir im Gemach,

Wär‘ ich’s erst! sprach Findlay.

Gingest du wohl nicht vor Tag;

Freilich nicht! sprach Findlay.

 

Aber nimm, bleibst du die Nacht –

Ja, ich bleib‘! sprach Findlay.

-Auf dem Heimweg dich in Acht!

Fürchte nichts! sprach Findlay.

Aber, was im Kämmerlein auch geschieht,

halt’s geheim, verschweig‘ es fein!

Ganz gewiss! sprach Findlay.

Was will uns der Dichter damit sagen? In der ersten Analyse stoßen wir auf den übermäßigen Gebrauch des „Weibliche Konjunktivs“:

Ständ‘ ich auf und liess‘ dich ein,

Wärst du bei mir ..

Schlief‘ ich wohl nicht wieder ein!

Gingest du wohl nicht vor Tag;

Das  wirft für mich folgende elementare Fragen auf:

1. Wann kam die Mutation der Frau von der Sammlerin zur Fallenstellerin ?

Meine These:  Nicht bei Adam, Eva und der Schlange, es war erst 1783, als Jean Markland den unschuldigen James Findlay verführte und:

2. Wieso sagen Frauen eigentlich nie, nie, nie… was sie wirklich wollen und erreichen dennoch immer das Angestrebte?

 

Ich habe noch keine schlüssige Antwort. Derzeit  forschen Wissenschaftler vieler Disziplinen über das  „unbekannte Wesen Frau“. Dass Frauenhirne besondere Windungen aufweisen, haben schon die Kirchenväter festgestellt.

Was machen wir nicht alles? Wir gestehen ihnen  vormittägliches Kaffeetrinken zu, Sportgruppen, Yoga-Kurse und Bauch-Peine-Po im Body-Life, … und so weiter. Wir genießen Frauen im Bundestag, solange sie z.B. „Claudia Roth“ heißen und Farbtupfer sind, akzeptieren auch die eine oder andere Direktorin, besonders in Schulen, wo sie harmlos sind. Aber, letztlich  lösen immer noch wir Männer die echten Frauenprobleme wie

  • das Türaufhalten, aber  im Dunklen-Vorausgehen,
  • den Wein-Probierschluck, denn da könnte ja Kork drin sein,
  • das Garderobe-Beurteilen – „Schatz kann ich das tragen?“,
  • das in den Mantel helfen,
  • das Ungeziefer-Entsorgen,
  • das Führen beim Tanze …

Weil…, evolutionsgeschichtlich sind wir Männer doch die starken Jäger geblieben. Wir lieben z.B. die Mannschaftssportarten, weil wir uns früher noch regelmäßig  mit den Nachbarstämmen gekloppt haben, die unsere Frauen entführen wollten. So ist die Sportschau Samstags um 17.30 Uhr  eigentlich für uns Arbeitszeit oder zumindest…. Fortbildung. Soweit mein derzeitiger Forschungsstand.

Wir danken Euch Bells aus der Uttenser Vogtei für das jahrelange Verständnis unseres unmutierten Y-Chromosoms. Und seid gewiss…., wir werden (vorläufig) immer wieder in diese kleinen Fallen tappen, die Ihr uns tagtäglich stellt. Denn aus unserer (derzeit noch) beschränkten Sicht, -weil nur ein X-Chromosom-, können eigentlich nur wir, die Jäger, das Fallenstellen beherrschen.

Und nun kommt Ihr – oder erstmal –

Gentlemen! Be up on your feet and join me in a Toast to the Lassies!

 

To the Lassies!