2014 Toast To The Lassies

Harald Schmidt (Nach Ideen von B. Horlbeck), Burns Supper 2014

Ihr lieben Lassies,

da haben wir es also wieder unser Burns Supper und damit auch unser Problem, in wenigstens einem Toast, die uns innewohnende Überzeugung,

dass wir Euch lieben, brauchen und ohne Euch nicht auskommen könnten,

so verklausuliert auszudrücken, dass genau dieser Inhalt mit poetischen, soziologischen, philosophischen, kultur-theoretischen, musikalischen, malerischen …

… Gewürzen verfeinert, herübergebracht wird. Es soll Männer geben, die das können. Ich habe darüber nachgedacht und bin immer wieder im Ansatz gescheitert, da ich mein Leben lang darauf trainiert worden bin, komplizierte Sachverhalte einfach auszudrücken. Beim Versuch einer Umkehrung versage ich bereits beim Kompliziertheitspolynom erster Ordnung, wobei wohl fünf Grade das mindeste sein dürften. Irgendwo habe ich gehört, dass man diese genialen Männer, welche dazu in der Lage sind, als „Frauenversteher“ bezeichnet. (Ich kürze dies einmal ab und bezeichne dieses Objekt in der Folge als F-Punkt.) Falls es den F-Punkt tatsächlich gibt, so gehört er neben Föhn und Staubsauger eigentlich in jeden Haushalt, dem eine Frau angehört.

Dies hat die Marktwirtschaft bereits erkannt und arbeitet z.B. fieberhaft daran, das gute alte Handy, welches der Mann zum Telefonieren verwendet, in einen elektronischen F-Punkt umzuwandeln. So er ausreichend aufgeladen ist, kann sie sich mit ihm Bilder ansehen, Musik hören, Einkaufen gehen, jedes beliebige Erlebnis in ihn hineinhämmern, ohne dass ihr widersprochen wird und – er passt in jede Handtasche. Außerdem sieht er gut aus. Welcher Mann stellt sich diese Frage überhaupt? Vielleicht ist er etwas flach, aber dafür hat man ihn voll in der Hand. Und wenn er einmal nicht in der Lage ist, einen Wunsch zu erfüllen, so holt man sich eine App herunter und der F-Punkt ist wieder das, was er sein sollte. Er ist so etwas, wie der männliche „Sammler“, was im Herkömmlichen ein Widerspruch an sich ist, da Mann eben nur „Jäger“ sein kann. Auch schon vor der Entwicklung des F-Punktes haben es die Frauen zuweilen versucht, ihre Männer mit einer App, einer Anwendung, zu ertüchtigen, fast ausnahmslos jedoch mit recht mäßigem Erfolg. Meistens liegt es daran, dass das Betriebssystem des Mannes nicht für die Frauen-Apps ausgelegt ist.

Lautet das Statement des Mannes, so wie ich es von Klaus noch aus dem letzten Jahr im Ohr habe,

„Ja und nein sind akzeptable, völlig ausreichende Antworten auf fast alle Fragen des täglichen Zusammenlebens.“

so kennt der F-Punkt kein „Ja“ und „Nein“. Auf jede Frage antwortet er, ganz nach dem Herzen der Frauen, mit einem ausschweifenden Angebot, gleich einem Blumenbeet oder einer Shopping Mile – wenn …

… ja, wenn sie weiß, wie er zu steuern ist und sie als Kontakt keinen Mann angegeben hat, denn der lebt noch in der alten Welt und antwortet lediglich:

“Sorry, the contact is currently not available!“

Aber dafür gibt es ja sogenannte F-Books oder auch Facebooks, in denen die Sammlerinnen aus aller Welt genau das tun können, was ihre gefühlte Bestimmung ist, ohne von einem Jäger dabei gestört zu werden. Wohlgemerkt, ihre gefühlte Bestimmung.

Der Jäger hat es mit dem Fühlen nicht so, er will sehen und wissen ehe er die Sehne des Bogens seinen Fingern entgleiten lässt. Auf die gefühlte Wildschweinposition schießt er nicht. Für ihn gilt nur „Entfernung 20, Höhe 0.5, Geschwindigkeit 0 – Wumm!“ und nicht …

„… irgendwo da drüben?!“

Ja, Ihr lieben Lassies, wir denken tatsächlich ständig über unsere Unzulänglichkeiten nach und – wir arbeiten daran, erfinden F-Punkte und schenken Sie Euch, denn wir wollen Euch ja glücklich sehen, …

… ohne dass Ihr unser Betriebssystem durcheinanderbringt. Aber glaubt mir, unter Umständen ist praktisch jeder Mann in einen durchaus brauchbaren F-Punkt umzuwandeln. Man muss nur den richtigen PIN-Code kennen, z.B.: „Hannover-Bayern 2:0“ oder so. Manchmal hilft ein bisschen herumprobieren. Das mögen die Männer. Und das ist durchaus bemerkenswert, denn feindliche Zugriffsversuche wehren sie konsequent ab. Wenn sie das nicht tun, und sie tun es nicht, so kann das nur Eines bedeuten:

Lassies, wir lieben Euch und wünschen uns nichts mehr als Euren ständigen freundlichen Zugriff!

Gentlemen, be up on Your feet and join me in the

Toast to the Lassies!