Address To The Deil

1786

Übertragung ins Deutsche von B. Horlbeck (2017)

Ansprache an den Teufel

Oh Prinz, oh König doch so vieler Mächte,
die waffenstrotzende Engel in den Krieg führen …

John Milton (1608-1674)

Oh du,
– welch Titel ist dir wohl Genuß: Gehörnter, Satan, Nick, gar Pferdefuß,
der du in jener Höhle, grimmig, voller Ruß,
hinter schwerem Schloß und Riegeln,
wütest um den Schwefelfluß,
die armen Sünder zu verprügeln.

Hör zu eine Weile, alter Henker und laß mal ab von den Dingen,
geschaffen, erbarmungswürdige Seelen ins Feuer zu zwingen.
Es kann doch nur ein geringes Vergnügen bringen,
selbst einem aus des Teufels Reihen,
so arme Hunde wie mich zu verbrühen und die Peitsche zu schwingen,
und ewig zu hören nur furchtbares Schreien!

Groß deine Macht und bekannt auch dein Ruf,
weithin gefürchtet sind Name und Huf,
wer auch jene Flammenhöhle zum Heime dir schuf,
du reisest gar weit in der Welt herum.
Und wahrlich, du bist nicht g‘rad faul in deinem Beruf,
nicht träge, nicht furchtsam und auch nicht dumm.

Manchmal, wenn du mit Beute-Gebrüll wie aus Löwenbrust,
alle Höhlen und Winkel durchstöbern musst,
oder fliegst durch den Sturm mit Teufelslust,
und streifest der Kirchen Mauer.
Zuweilen auch, schnüffelnd in der Menschen Brust,
liegst du gar unsichtbar auf der Lauer.

Wohl hörte ich meine gütige Großmutter sagen,
dass du es liebst, in einsamen Glens `rumzujagen,
oder wo verfallene Castles aufragen,
im Mondlicht, glänzend am Hange,
den nächtlichen Wand‘rer zu entsetzen an manchen Tagen
mit nicht irdischem Sange.

Wie des Lebens Zwielicht von meiner Großmutter musst‘ weichen,
dabei der friedlichen, ehrlichen Frau die dürre Hand reichend,
hörte sie dich oft vor dem Hause herumstreichen
mit unheimlichem Dröhnen,
oder, raschelnd durch die Erlen schleichen
mit schwerem Ächzen und Stöhnen.

In düsterer Winternacht mit nebliger Sicht,
nur ein paar Sterne warfen ihr Flackerlicht,
warst du auf mich sogar erpicht
und ich hörte am Weiher ein Tönen.
Da standest du wie die Binsen in fahlem Licht
mit schwingendem Stöhnen.

In der Faust einen Knüppel so jagt‘ ich dich weg,
jedes Haar stand zu Berge vor Angst und Schreck,
als mit nicht irdischem, rauem „quaick, quaick“,
zwischen den Strudeln im finsteren Bache
du aufflogst aus deinem Versteck,
mit Flügelpfeifen wie ein dunkler Drache.

Lass warlocks und alte Hexen ruhig klagen,
erzähl, wie sie auf Pferden und Wagen
mit dir über die Moore und Felsen jagen,
wie rasende Sturmesboten.
Und auf dem Kirchhof, den dicke Mauern umragen,
erneu’re den Bund der auferstandenen Toten.

So mag die Landfrau denn mit Schmerz und Plage
vergebens ihre Trommel rühren alle Tage,
für die prachtvolle, gelbe Gabe;
nur, dass sie gestohlen wird durch Hexenkunst!
So heult sie laut auf, wenn ihre Kuh geht zu Grabe
– als brülle der Bulle in wilder Brunst.

Auch mit mystischem Knoten treibst du furchtbaren Graus
bei starken Burschen, die sehen wie Recken aus,
wenn gerade das beste Werkzeug im Haus
durch magischen Zauber auf der Stelle verraucht,
zu wertlosem Plunder und zum Kamine hinaus
– g’rad wenn man es braucht.

Wenn das Tauwetter läßt den Vorrat zerfließen,
und über die noch eisige Wand sich hinab ergießen,
dann wird den Wassergeistern der Weg gewiesen
über die Schwelle nach Innen,
und nächtlichen Vagabunden wird Beute verhießen
bei deren raschem Verrinnen.

Im Moor locken deine Irrlichter, gleich Funken,
den Mann, der spät unterwegs und trunken,
Als hätten ihm verfluchte, schelmische Äffchen gewunken,
bis seine Augen den Weg nicht mehr finden
und er im schlammigen Morast versunken,
nicht fähig, sich diesem je zu entwinden.

Wenn des Freimaurers mystisch Griff und Wort,
in Sturm und Gewitter dich zerren zum Ort,
trieben nur Hahn und Katze deine Raserei fort,
oder, es ist kaum zu verstehen,
der jüngste Logenbruder dich zwänge sofort,
geradewegs in die Hölle zu gehen.

Es war vor endlos langer Zeit in Edens schönem Garten,
als jung Verliebte der ersten Vermählung harrten,
und deren Seelen in Liebe sich paarten,
im Moment der Verzückung, endlosem Raume,
süß auf der Wiese sich duftende Blumen scharten,
in schattiger Laube, unter grünem Baume.

Dann kamst du, alter durchtriebener Hund,
kamst unerkannt in des Paradieses Rund,
triebst mit Heimtücke den Menschen vor der Hölle Schlund;
(Finster sei dein endloses Fallen!)
Und zerbrachst kindliche Welt und unschuldig Bund,
hättest beinahe zerstört das Schönste von allen.

Erinnerst du dich des Tags, als im Windstoß auf dem Platze,
du mit rauchigen Kleidern und verbrannter Glatze,
zeigtest deine schmutzige Fratze,
unter Menschen mit reinen Herzen,
und richtetst auf Hiob deine Tatze,
ihn zu verderben mit deinen boshaften Scherzen?

Und wie du ihn brachtest in deine Gewalt,
zerrtest von Haus und Hof ihn kalt,
mit Geschwüren bedeckt die arme Gestalt,
mit deinen scharfen Klauen;
dass weithin sein böses Klagen erschallt.
War das nicht das elendste Grauen?

Doch um Kunde von deinem Tun zu geben,
deinen schlauen Fallen, verderbend manch Leben,
vom Tag, da der Erzengel dich ließ erbeben,
bis hin zu heutigen Tagen,
schrieb ich’s in schottisch und gälisch daneben,
es in Versen oder Prosa zu sagen.

Und nun, alter Pferdefuß, ich kenne dein Denken:
Eines gewissen Barden Krakeelen kann dich nicht kränken,
Eine glücklose Stunde wird ihn lenken,
in dein rabenschwarzes Loch.
Doch glaub mir! Er wird sich einen Einfall schenken,
und von der Schippe springt er dir noch!

Nun lebe wohl, auld Nick, du König beim Henken.
Oh, würdest du nur einen Gedanken auf Besserung lenken,
und – ich weiß es nicht – dein Haupt in Demut senken,
und so noch immer dein Dasein mit Sinn erfüllen:
Es stimmt mich traurig, an jene Höhle zu denken,
– sogar und auch um deinetwillen.