2015 Toast To The Lassies

Bernd Horlbeck, Burns Supper 2015

Ihr lieben Lassies,

als mittlerweile erfahrene Burns Supper Teilnehmer wird Euch das nun folgende Statement nicht verwundern. Es lautet:

Wir lieben und brauchen Euch und könnten ohne Euch nicht auskommen.

Falls also jemand in den nächsten Minuten dieses Beitrags ein wenig die Orientierung verlieren sollte – dort werden wir letztlich wieder ankommen.

Nun haben wir als Thema des heutigen Abends nur eine kleine, winzige braune Maus. Wie könnte man diese „kleine, ängstliche Seele“ mit der Größe und Bedeutung unserer Lassies in Verbindung bringen? Beim Versuch, mir die kleine ängstliche Seele bildlich vorzustellen, sehe ich meine völlig verstörte Frau mit ihren kleinen dunkelbraunen Äuglein und dem ängstlichsten Gesichtsausdruck, den man sich denken kann, auf dem Bett an die nahe Wand gedrängt und vor ihr, neben dem Bett, eine gewaltige kraft- und mutstrotzende Maus, von welcher sie mit Blicken aus Stahl fixiert wird. Sogleich stellt sich mir die Frage, ob da vor Robert Burns wirklich eine Maus oder eher eine seiner Lassies herumschwirrte, als er ausrief:

Du kleine, flinke, ängstliche Seele,
Oh, wie panisch pocht Dir das Herz in der Kehle!
Wie kannst Du nur so schnell verzagen
und kreuz und quer durch die Stube hetzen!

worauf die Lassie-Maus trotzig antwortet: „… aber ich weiß doch genau, dass ich den Schlüssel in meine Handtasche getan habe, …“ und Robert Burns sich wieder seinem Whisky zuwendet im Gedanken an die Unergründlichkeit und Finsternis der weibliche Handtasche und nur leise murmelt:

Und vorwärts, zwar ich kann’s nicht seh’n,
doch ahne ich und schaure!

Und damit ist sein Gedicht beendet und er wendet sich wieder dem Zeitungsbericht des letzten Rugby-Spiels der Ayr Warlocks zu, welches diese so desaströs gegen die Islay Peat Boys verloren hatten. Das Gedicht nannte er damals „An meine Lassie-Maus“ und schenkte es ihr zu Weihnachten. Er bemerkte aber bald, dass dies kein so guter Einfall gewesen war, denn fortan begehrte die Maus jedesmal zu Weihnachten eine neue Handtasche, woraufhin Robert nun wiederum gezwungen war, sich einer neuen Lassie zuzuwenden, denn er lebte in recht bescheidenen Verhältnissen. Die schwerwiegende und auf alle Lassies übergreifende Problematik erkennt man daran, dass Burns in seinem ach so kurzen Leben … durchaus zahlreiche Lassies hatte – eine Katze konnte er sich nicht leisten. Davon angefeuert erlebte die Taschenindustrie im darauffolgenden 19. Jhrh. übrigens den gewaltigsten Aufschwung, seit der Erfindung des Whiskies. In späteren Jahren dann, als Robert erkannt hatte, dass die Inhalte von Frauenhandtaschen ständig wechseln und selbst der Besitzerin oft unbekannt sind, änderte er auch den Inhalt des Gedichtes (ohne dass es eine Lassie gemerkt hätte) und ergänzte

Der beste Plan, ob Maus, ob Mann,
geht oftmals ganz daneben
und schleppt nur Qual und Kummer an
statt Freud in unserm Leben.

Das eigentliche Problem ist natürlich nicht die Frauenhandtasche. Diese ist zunächst nur ein unstrukturierter Hohlkörper – beim Kauf. Danach verbleibt sie zwar in unstrukturiertem Zustand, ist aber alles andere als ein Hohlkörper. Das war nicht immer so.

Männer benutzten und benutzen noch heute diffizil untergliederte Behältnisse, wie Hosen-, Jacken- und Manteltaschen in denen alles seinen fest zugeordneten Platz besitzt. Mit dem langsamen Verschwinden des Beerenkorbes (womit wir wieder bei den Sammlerinnen wären) benötigte nunmehr auch die Frau ein neues, ihrer veränderten Rolle in der Gesellschaft entsprechendes Behältnis für ihre persönlichen Gegenstände oder die, welche sie dafür hält. Hosen trug sie damals noch nicht. Da sie aber, im Unterschied zum Manne (dem Jäger) kein Orientierungsgefühl entwickelt hatte, wurde für sie der sogenannte Sack erfunden, in welchem alles drinsteckt, was sie brauchte. Noch heute wird von ihr der viel geliebte Ehemann, in dem alles drinsteckt, was sie braucht, liebevoll „alter Sack“ genannt.

Männer, wir sollten deshalb jedoch nicht überheblich werden, denn ihr eigentliches Problem haben die Lassies damit nicht gelöst. Es steckt zwar alles drin, aber sie weiß nicht, wie sie herankommt, wie sie es für sich nutzbar machen kann. Hierfür braucht sie dringend eine Orientierungshilfe. Beim Manne ist die nötige Strukturierung vorhanden, wenngleich zuweilen auch recht einfach ausgelegt. Aber die Lassies sind damit noch nicht vertraut und wissen nicht genau, wie sie worauf zugreifen können. In den üblichen Handtaschen dagegen fehlt einfach das geordnete Innenleben komplett. Was jetzt und hier Not tut ist ein Pilot, eine Leitfigur, die dies alles im Griff hat, ein echter Bagman, sieht aus wie eine fledernde Maus und ist aber doch ein Mann. Ich bin überzeugt, unsere Lassies werden es lernen, damit umzugehen … und dann haben auch wir etwas davon.

Denn, Eines sollten wir nie vergessen, unsere Frauen sind äußerst lernfähig, sogar mehr als wir. Schließlich sind sie die Krone der Schöpfung oder, um es mit Robert Burns und seinem Gedicht „Green Grow the Rashes“ zu sagen, wo er unserer Mutter Natur schlicht Genialität bei der Erschaffung der Frau bescheinigt, indem er urteilt …

Old nature swears the lovely dears,
Her noblest work she classes, oh.
Her apprentice hand she tried on man
And then she made the lassies, oh.

Mum Nature schwört es unsern Lieben,
Die Frau ist unerreicht geblieben.
Der Mann war als Versuch gedacht,
Sodann hat sie die Frau gemacht.

Gentlemen, be up on Your feet and join me in the

Toast to the Lassies!