Lost Manuscript: Mäusesuche

Marina Teichler, 2015

Ein verlorengegangenes Manuskript wurde lange gesucht … und nicht gefunden.

Es hat den Anschein, dass es der israelische Satiriker Ephraim Kishon ausgegraben hat, ohne zu wissen, dass die gesamte Burns-Gesellschaft danach sucht. Also blieb es weiter verschollen. Nun habe ich etwas bei Kishon gefunden, was, wie ich glaube, darauf zurückgeht. Es heißt:

Auf Mäusesuche (Gekürzt und frei nach Ephraim Kishon)

Also habe ich das einmal, natürlich ohne die wunderbaren Reime von Rabbie Burns, zusammengefasst und stelle zur Diskussion, ob es wohl von Robert Burns sein könnte.

Mein Mann und ich wurden eines Nachts von einem nur zu gut bekannten Rascheln im Wäscheschrank geweckt: Eine Maus …!? flüsterte ich mit zusammengekniffenen Augen. Was sollen wir tun?„Nichts“, sagte mein Mann „vielleicht verschwindet sie wieder“, drehte sich rum und schlief weiter. Am nächsten Morgen entdeckte ich einen Stapel völlig zerstörter Tischtücher. „Die muss weg!“, ordnete ich entschieden an. In der folgenden Nacht waren wir schwerbewaffnet mit Besen und Hass. Ich riss die Schranktür auf und sah die Maus zitternd in einer Ecke neben den Bettdecken. Sie zitterte, mitsamt den Barthaaren. „Das arme Ding! Wehe du tötest sie!“ rutschte es mir heraus. Mein Mann versuchte, das Problem, also die Maus in den Griff zu bekommen und räumte hektisch alle Hindernisse beiseite. Erst die Bettdecken, dann die Tischtücher, die Handtücher und weiter und weiter … Als er bei den Servietten angekommen war, saß die Maus unter der Couch und der Wäscheschrank war so gut wie leer. Ich schmeichelte ihr: „Du dummes Ding, wir wollen Dir doch nur helfen“ und krachte mit aller Wucht den Besen in ihre Richtung. Als der Boden mehrere Kerben vom Besen und den zersplitterten Vasen hatte, saß das Mäusekind bereits im Bücherregal. Mit rascher starker Hand fegte mein Mann den störenden Inhalt in mehreren Schüben zu Boden. Seine Atmung kam stoßweise. Das Nagetier verschwand in der Polsterung eines Sessels … Es war gegen fünf Uhr früh als wir, auf dem Boden sitzend und erschöpft in den Schlaf dämmerten, begleitet von einem ab und an unterbrochenen Nagegeräusch aus dem Sessel …

Als ich nach Stunden die Augen aufschlug, schaute ich in ein finsteres Loch im Sessel. Wir wendeten uns nun an ein Mäusevertilgungsinstitut, aber die lehnten ab, da sie sich nur für ganze Mäusearmeen zuständig fühlten und empfahlen eine Mausefalle. Wir taten, wie uns geheißen … Nachdem ich die von der Falle zerquetschte Zehe meine Mannes leidlich ausgeheilt hatte, erhöhten wir die Qualität der in der Falle angebotenen Speisen auf Adlon-Niveau. Mittlerweile bekam ich Gewissensbisse, da es ja auch ein Geschöpf Gottes war. Nun war allerdings mein Mann nahezu versessen auf einen Erfolg, das umso mehr, als sie seine künstlerischen Manuskripte im Schreibtisch höher schätzte als die Adlon-Diät. Und eines Morgens fanden wir in dem Drahtgestell, das ich fast schon vergessen hatte etwas Kleines, Graues … „Mörder !“ warf ich ihm spontan und fassungslos an den Kopf. Sonst sprach ich nicht mehr mit ihm.

Seither können wir nachts nicht mehr schlafen. Es fehlt das vertraute Knabbern. Wenn ihr uns helfen könnt:

Gesucht – eine Maus!