Lassies‘ Reply 2011

Von Annika Dahlgrün

Liebe Laddies,

nach dem Toast von Klaus muss ich wohl nach seiner Übersetzung sagen: Hallo Jungens!

Was hat er gesagt? Haben wir Mädels da eben richtig gehört?  Wir sollen Fallenstellerinnen sein? Ihr seid die Gejagten, die ständig in unsere süßen Fallen tappt? Schön wäre es. Es gelingt uns nur manchmal. Als Lassie ist es ja klar, dass auch ich immer in unser Emailpostfach schaue und auch die Mails lese, die nur für Klaus bestimmt sind. Ich habe deshalb schon früh gewusst, dass mein Clanschef dieses Jahr den Toast auf die Lassies aussprechen wird.

Da wir am morgigen Tag unseren 40. Jahrestag haben, ist mir seine Gedankenwelt natürlich bekannt und ich konnte vorausschauen, was er so über uns Mädels sagen wird. Nämlich: Reduzierung unseres schwachen Geschlechtes auf unser Unverständnis der Männerwelt, unsere Handtaschen-Affinität und unserem Hang zur Schnäppchenjagd. Natürlich kommt bei ihm dann noch der Biologe durch, und er sieht eure Urrolle als Jäger und Beschützer. Begründet wird es mit der Poesie von Robert Burns, der nach seinem eigenen Bekunden  unzählige unschuldige Lassies verführt haben soll.

Was ist denn dran an all dem? Ich möchte das mal anhand einiger Erinnerungen an unsere schöne Schottlandreise im vergangenen August analysieren. Wir hatten ja damals genügend Gelegenheit zum Verhaltensstudium unserer Jäger-Jungens. Ihre Arbeitszeit begann jeden Morgen spätestens um 9:30 Uhr im Bus mit … ? Dem ersten Whiskey-Tasting – man gönnt sich ja sonst nichts! Um 11:00 Uhr hatten unsere Jäger dann schon diesen uns allen wohlbekannten friedfertigen Blick im Antlitz, kann auch sagen, diesen stieren Blick. Können diese Jungens noch jagen? I would say NO!

Was gab es für uns? So z.B. gegen 11:30 Uhr: Shopping-Mal by the way. Voller Vorfreude haben wir Mädels unsere Sammlergefäße, sprich Handtaschen, gezückt -Fehlalarm! Nur eine ganz kurze Zeit wurde uns gewährt. Der Busfahrer – auch ein Jäger und noch nüchtern und weisungsgebunden – hatte eine bestimmte Fährte zu verfolgen. Deshalb hieß es auch nur: 10 Minuten Pause für das besetzte Damenklo. „Ich habe ja meine Lenkzeiten zu beachten,“ sagte immer wieder der Busfahrer. Das Murren des schwachen Geschlechtes der Sammlerinnen überhörte er schlicht. Kein Veto kam von unseren mittlerweile sehr friedfertigen Jägern. Zeitweilig versuchte man uns mit einem Gemisch aus Whiskey und Sahne ruhig zu stellen.

Gegen Ende der Reise hatten wir uns schon fast mit unserem Schicksal abgefunden, wäre da nicht der mutierte Jäger Dirk O´Klein eingeschwebt. Er war von seiner Sippe ausgesandt worden, das Lebensnotwendigste in Edinburg einzusammeln. Doch seine Mutation war scheinbar noch in den Anfängen. Warum? Ihre werdet es nicht glauben: er hatte keine Sammelgefäße dabei und stand am Abend ratlos vor seinem Schnäppchenberg. Nicht einmal ein Herrentäschchen, dass vor Jahrzehnten schon mal eine genetische Veränderung der Jäger andeutete, baumelte an seinem Handgelenk. Ermuntert durch dieses positive Zeichen aus der Jägerwelt schwärmten prompt in der Abreisestunde Sammlerinnen ohne Ankündigung aus, um ihrem Trieb wenigstens etwas nachzugehen. Am Ende wurde alles gut: die Jäger fingen uns rechtzeitig ein, und wir hatten unsere Schnäppchen.

Was habe ich aus dieser Reise gelernt:

Buche nur bei Reiseunternehmen, die eine Sammlerinnen-Beauftragte nachweisen können. Halte auch Ausschau nach Männern mit Herrenhandtäschchen. Freu Dich über jeden Mann, der Dir noch die Tür aufhält, es könnte hoffentlich auch Deiner sein.

Jungens: Wir lieben Euch, weil Ihr auf dem Pfad der Besserung seid.

Please raise your glas now and join with me in the toast:

To the Laddies!

Down with trousers! Up with kilts!