Die Aethelfrithings of Northumbria

Brittania um 640 ADAethelfrith war die erste historisch markante Königsgestalt in Northumbria. Er bestieg 593 AD den Königsthron von Bernicia und heiratete Acha, die Tochter des Königs Aelle von Deira, woraufhin er 604 AD auch die Königsmacht über Deira gewann. Von den aus der Königsverbindung hervorgegangenen acht Kindern erlangten zumindest Eanfrith, Oswald und Oswiu historische Bedeutung.

Aethelfrith weitete das von ihm beherrschte Territorium von der Ostküste weit in das Landesinnere, so dass sich die Britonen im Westen bedrängt fühlten. Doch auch für die Könige Dal Riatas stellte er ein Bedrohung dar oder zumindest eine Gefahr für ihre Interessen der Machterweiterung nach Osten. So führte 603 AD Aedan mac Gabrain als König Dal Riatas eine gewaltige Streitmacht gegen Aethelfriths Leute ins Feld und es kam zur Schlacht von Degsastan. Aethelfriths Sieg in dieser Schlacht war überwältigend. Die meisten von Aedans Kriegern kamen zu Tode und Aedan selbst floh. Bede bemerkte dazu über hundert Jahre später, dass wohl kein irischer König mehr Krieg führen würde gegen die Engländer.

Aber wie in allen Königshäusern jener Zeit gab es auch inneren Unfrieden. So war Aethelfrith in der Nachfolge seines Onkels Hussa auf den Königsthron gelangt. Dessen Sohn Hering verlangte aber nun wieder nach der Macht und da er keine Aussicht sah, seine Ambitionen im Königshaus durchzusetzen, floh er an den Königshof von Dal Riata und schloss sich mit seinen Leuten Aedan mac Gabrain im Kampf gegen das bernicische Königreich bei Degsastan an.

Nach diesem doch gewaltigen Gemetzel, in dem auch Aethelfrith deutliche Verluste hinzunehmen hatte, trachtete er, seine Macht auch über Deira auszuweiten und heiratete 604 AD Acha, Prinzessin von Deira und übernahm auch dort die Macht. Mit der Machtübernahme in Deira schaffte er sich neue Feinde, in erster Linie mit Edwin, dem Sohn des bisherigen Königs Aelle, also seinem Schwager, der zunächst aber den Hof von Deira verließ, nach Gwynedd ging, später nach Mercia und letztlich nach East Anglia unter König Raedwald, um möglicherweise dort Verbündete zu finden. Aethelfrith misstraute dem Tun Edwins und ersuchte Raedwald mehrmals per Boten, seinen Schwager zu töten oder ihm auszuliefern und drohte Raedwald letztlich sogar mit Krieg, falls er seinem Ersuchen nicht nachkäme. Raedwald kam seinem Willen nicht nach, stellte stattdessen ein Heer auf und marschierte 616 AD gegen Aethelfrith, der nur wenig Zeit hatte, ausreichend Männer zu den Waffen zu rufen. In der Schlacht wurde Aethelfrith getötet. Edwin hatte sein Ziel erreicht und übernahm die Königsherrschaft über Deira und Bernicia.

Aethelfrith’s Söhne Eanfrith, Oswald und Oswiu flohen nach Norden, wo sie nach Allianzen suchten, um die Macht über Northumbria wiederzuerlangen. Eanfrith lebte an einem piktischen Hofe. Oswiu und Oswald waren nach Dal Riata gegangen, wo sie beim damaligen König Eochaid Buide lebten, dem Sohn und Thronerben des 608 AD verstorbenen Aedan mac Gabrain. Oswiu und Oswald wurden somit zu Gefolgsleuten der cenel Gabrain und nahmen sogar an Feldzügen des Königs in Irland teil. In Dal Riata hatte Oswiu mit Fina aus der Dynastie der Ui Neill den illegitimen Sohn Aldfrith, der später (ab 685 AD), nach dem Tode von Ecgfrith in der Schlacht von Dun Nechtain, sogar zwanzig Jahre lang König von Northumbria war.

Eanfrith, der in piktischem Asyl lebte, heiratete dort eine piktische Königstochter, die ihm Talorcan als Sohn gebar. Dieser Sohn Talorcan mac Enfret wurde später um 653 AD zum König der Pikten. Er war aufgrund seiner bernicischen Wurzeln somit Neffe des Oswiu und Cousin dessen Sohnes Ecgfrith.

Um 633 AD verbündeten sich die Könige Penda von Mercia und Cadwallon von Gwynedd gegen Edwin von Northumbria. Es kam zum Battle of Hatfield Chase, in dem Edwin getötet wurde. Damit teilte sich Northumbria erneut in den Teil Bernicia und den Teil Deira auf. In Bernicia restaurierte daraufhin der aus piktischem Asyl zurückgekehrte Eanfrith die Macht der Aethelfrithings. Eanfrith wurde zum König ernannt. Doch damit war der Kontrahent Cadwallon noch nicht befriedigt und setzte den Beutezug durch Northumbria fort. Eanfrith fiel im Kampf gegen Cadwallon, wie auch der damalige König von Deira. 634 AD kehrten nun auch die Brüder Oswald und Oswiu aus Dal Riata an den sich in einem Machtvakuum befindlichen Königshof von Bernicia zurück. Oswald stellte sich mit einer bescheidenen bernicischen Streitmacht und weiteren von Domnall Brecc gestellten Truppen Dal Riata‘s, dem plündernden Cadwallon. Es kam zur Schlacht von Heavenfield, in der Cadwallon geschlagen und getötet wurde. Oswald wurde der gemeinsame König von Bernicia und Deira. Das Northumbria der Aethelfrithings war 634 AD wiederhergestellt, doch von relativ kurzer Dauer. Das Mercia von König Penda war eine ständige Bedrohung. 642 AD griff Oswald Penda an, welcher sich mit Powys verbündet hatte und es kam zur Schlacht von Maserfield, in der Oswald unterlag und fiel. Northumbria zerfiel erneut in Bernicia und Deira. In Bernicia erbte Oswalds Bruder Oswiu den Thron. In Deira entriss die alte Dynastie des Osric den Aethelfrithings erneut die Macht. Oswine wurde König von Deira. Während Oswiu die Oberherrschaft über ein gemeinsames Northumbria anstrebte, bestand Oswine auf der Selbständigkeit Deiras unter seiner Herrschaft und genoss unter seinem Gefolge hohes Ansehen. Oswiu akzeptierte dies nicht, da er selbst als Sohn einer deirischen Königstochter einen Anspruch auf den Königstitel geltend machte. Um diesen Anspruch zu verstärken, heiratete er 643 AD seine Cousine Eanflaed, Tochter Edwins und Enkelin Aelles. Seine Absichten waren auch für Oswine nicht zu übersehen und die Feindschaft zwischen Oswine und Oswiu verstärkte sich. 651 AD kam es zum Eklat. Die Heere von Oswiu und Oswine standen sich bei Uilfarasdun kampfbereit gegenüber. Doch Oswine erkannte die Übermacht seines Gegners, wich einem Kampfe aus und löste sein Heer auf. Er suchte Zuflucht bei einem Gefolgsmann, der ihn jedoch an Oswiu verriet. Oswiu ließ ihn noch im selben Jahr ermorden. Doch die königstreuen Dynastien von Deira bestimmten nun nicht etwa Oswiu auch zu ihrem König, sondern Aethelwald, den Sohn seines Bruders Oswald. Dieser regierte zunächst als Unterkönig unter Oswiu, baute jedoch schon bald an einer Allianz mit dem Mercia-Herrscher Penda, um sich und Deira wieder unabhängig zu machen. Letztlich rückte er 655 AD im Bündnis mit Penda als treibender Kraft, East Anglia (König Aethelhere) und Gwynedd (König Cadfael) in einem Feldzug gegen Oswiu vor. Oswiu musste sich zunächst weit nach Norden zurückziehen. Er versuchte mit Penda zu verhandeln damit jener sich zurückzöge und bot hohe Tribute. Was jedoch genau verhandelt wurde ist nicht recht klar. Möglicherweise ist die Übergabe seines Sohnes Ecgfrith als Geisel an Penda ein Gegenstand gewesen. Wie dem auch sei, es kam zum Kampf. Daraufhin stellten sich Oswiu und sein Sohn Ealhfrith, zahlenmäßig unterlegen, Penda entgegen. Aethelwald und Cadfael zogen sich mit ihren Truppen offenbar noch vor der Schlacht bei Winwaed zurück. Die Könige Penda und Aethelhere fielen in der Schlacht. Oswiu setzte aufgrund Aethelwalds Verrat seinen Sohn Ealhfrith für Aethelwald als Unterkönig von Deira ein. Doch Mitte der 660’er Jahre stießen Sohn und Vater gewaltsam zusammen. Sehr wahrscheinlich versuchte Ealhfrith sich, entgegen Oswius Intentionen, mit Deira wieder zu separieren. Von da an ist Ealhfriths Schicksal nicht weiter bekannt. Oswiu brachte seinen Sohn Ecgfrith aufgrund dessen deirianischen Hintergrundes mit etwa zwanzig Jahren in die Position des Sub-Königs von Deira. 670 AD starb Oswiu, und eine Besonderheit in jenen Zeiten, eines natürlichen Todes. Ecgfrith erbte damit auch den Thron über Bernicia und war damit König über ganz Northumbria. Er begann fortan, das letzte Kapitel der Aethelfrithings zu schreiben.

Mit Sicherheit war Oswiu (Oswy, Oswig) wohl einer der prägendsten Herrscher des 7. Jhrh. im Norden Englands.

Ecgfrith (645 -685 AD)

Ecgfrith wurde als Sohn des Oswiu und Eanflaed in das Königshaus der Aethelfrithings von Bernicia und Deira geboren. Die Königskrone von Bernicia hatte sein Vater drei Jahre vor Ecgfriths Geburt von seinem Bruder Oswald geerbt und strebte, gleich seinem Vater Aethelfrith, nach Wiederherstellung der Königsmacht auch über Deira im Süden. Noch im gleichen Jahr heiratete Oswiu die 14 Jahre ältere Eanflaed, eine Prinzessin von Deira und Tochter von König Edwin.

Als Ecgfrith zehn Jahre alt war (655 AD) fiel eine Streitmacht des Penda von Mercia, welcher 13 Jahre zuvor bereits seinen Onkel Oswald in der Schlacht vernichtet hatte, in Northumbria ein. Ecgfrith wurde dabei als Geisel an Cynewise, die Gattin des Mercia-Königs Penda, übergeben; ob erzwungen oder verhandelt ist unklar. Unmittelbar danach besiegte sein Vater Oswiu das Heer von Mercia unter Penda in der Schlacht. Penda fiel. Das war verbunden mit einem erheblichen Machtgewinn für Oswiu und Northumbria. Um diese Hegemonie im englischen Raum zu sichern und auszubauen verheiratete Oswiu seinen erst fünfzehnjährigen Sohn Ecgfrith mit Aetheltryth, einer Tochter des Königs von East Anglia, Onna. Nachdem sein Halb-Bruder Ealhfrith Mitte der 660er gegen seinen Vater aufbegehrt hatte und mehr Selbständigkeit mit Deira erlangen wollte, ernannte sein Vater kurzerhand Ecgfrith an dessen Stelle zum Unterkönig von Deira. 670 AD, nach dem Tode seines Vaters, wurde Ecgfrith zum König von ganz Northumbria. Er trachtete mit seinem Machtantritt in erster Linie nach der Bewahrung von Territorium und Rechten, also des Erbes seines Vaters, statt nach neuen Eroberungen.

Allerdings forderte diese Bewahrung, all seine Fähigkeiten und Ressourcen dafür einzusetzen.

Offensichtlich sahen die nördlichen piktischen Nachbarn mit dem Tode des mächtigen Oswiu nun eine Chance, sich von northumbrischem Druck zu befreien. Unter dem piktischen König Drest mac Domnal schien sich eine Rebellion gegen die nordumbrische Vorherrschaft herauszubilden. Kurzerhand rüstete Ecgfrith eine berittene Streitmacht aus, um mit weiterer Unterstützung gegen die aufbegehrenden Stammesverbände vorzugehen. 671 AD kam es zum „Battle of two Rivers“, welcher bei Moncreiffe Island in der Nähe von Perth stattgefunden haben soll. Ecgfriths Streitmacht schlug die zahlenmäßig überlegenen Pikten verheerend. In der Folge kontrollierte Northumbria unter Ecgfrith das Gebiet zwischen dem Firth of Forth im Norden und dem Tweed im Süden praktisch vollständig. Drest mac Domnal wurde daraufhin als piktischer König entthront und ihm folgte Bridei mac Beli, der Sohn eines mächtigen Königshauses der Alt Clut als Overking piktischer Clans. Er verlegte seinen Herrschaftssitz offenbar nach Fortriu. An seiner zentralen Machtposition unter den piktischen Dynastien änderte das nichts. Nach der 671 AD erlittenen Niederlage gegen Ecgfrith waren sie im Prinzip weiterhin so etwas wie Vasallen des nordumbrischen Königs und diesem folglich tributpflichtig. Ecgfrith nahm ihre weiterhin bestehende Widersetzlichkeit wohl zur Kenntnis, nach der der von ihm erteilten Lektion im „Battle of the two Rivers“ und der daraufhin erfolgten Einsetzung seines Cousins Bridei als piktischem König überschätzte er aber offensichtlich seine Vormachtstellung bei den piktischen Clans. Das ständige Aufbegehren nahm kein Ende und Bridei mac Beli war nicht das Bollwerk, für das er ihn hielt. Zwar wandte er sich nicht direkt gegen Ecgfrith, doch waltete er auch nicht im Interesse des Nordumbriers. Gut zehn Jahre später, um 685 AD kochte die Widersetzlichkeit in einem Maße auf, dass Ecgfrith zum Schwert griff, um, wie an den Two Rivers, die piktischen Clans zur Räson zu bringen. Kurzerhand ließ eine Streitmacht nach Dun Nechtain marschieren. Doch diesmal entartete es für ihn unerwartet zu einem Dasaster, welches das Ende der Aethelfrithings bedeuten sollte. Bridei mac Beli schlug Ecgfriths Streitmacht am 20. Mai 685 AD bei Dun Nechtain vernichtend. Ecgfrith wurde getötet.